Wir werden gedrückt (erfolgreich)

Eigentlich schon für letzten Mittwoch geplant, kommen heute die Fachleute von der Kanalreinigung und prüfen unser Abwassersystem.

Oberer Bereich des Abwassersystems. Nicht eingezeichnet S1, ein alter Schacht im Osten des Gartens.

Wir versuchen alles vorzubereiten, schließen alle Zuläufe zu den beiden Schächten (S1 und S2) und füllen die Verbindungsleitungen vom Haus zum oberen Kontrollschacht mit Wasser. Diese Vorbereitungen sparen bares Geld da die Fachfirma ca. 100 €/Stunde für ihre Arbeiten veranschlagt.

Während das Befüllen für den bisher unbenutzen Abzweig auch wie erprobt mit der Fußballblase klappt, scheitern wir beim Abzweig zum Altbau zweimal. Die Fußballblase ist entweder undicht oder hält dem Druck nicht stand. Nach dem zweiten Versuch ist der obere Kontrollschacht schon halb mit Wasser gefüllt. Wir ändern kurzfristig die Planung und füllen weiter auf bis der obere Kontrollschacht komplett voll ist. Den Abzweig zum Altbau müssen wir dann im Anschluss prüfen.

Kurz nach 10 Uhr kommt das Team mit dem mit Technik bestückten Wagen. Nach kurzer Abstimmung wissen wir : Nicht alles falsch gemacht. Die Dichtheitsprüfung muss immer mit Wasser erfolgen, der Schacht muss für die Prüfung nicht erhöht werden und Schacht sowie Leitungen können in einem Schritt geprüft werden. Wir hätten uns also das ganze Theater mit den Fußballblasen sparen können :-/. Die Vorschriften scheinen also Interpretationsspielraum zu beinhalten …

Die Vorschriften sehen einen Meßzeitraum von 30 Minuten vor. Innerhalb dieser Zeitspanne darf der Wasserpegel in dem geschlossenen Kreislauf um nicht mehr als 30 mm sinken (bezogen auf unser System mit Schacht DN 400 als Prüföffnung). Wir haben in unseren Vorversuchen mit dem Zollstock neben dem Schacht gestanden und konnten keine messbare Änderung feststellen (also < 2 mm).

Die Fachfirma rechnet scheinbar mit mehr Verlusten und hat ihr Equipment aufgebaut. Ein Sensor misst permanent den Abstand zwischen Sensor und Wasseroberfläche und leitet die Ergebnisse an den Messwagen weiter. Das Ergebnis nach 30 Minuten …

Pegelabfall 0,1 mm – kein Wunder dass wir keinen Unterschied messen konnten.

Wir können das Wasser wieder ablassen, die neu erstellten Abschnitte sind jetzt auch nach offizieller Prüfung dicht.

Wir nehmen doch noch ein bisschen Geld in die Hand und bitten um eine Kamerafahrt durch den Abschnitt unterhalb von S1. Nach knapp 20 Jahren „Spaß“ mit unserem Abwassersystem eine durchaus spannende Sache.

Kurz nach Fahrtbeginn taucht nach ca 90 cm schon das erste Hindernis auf, eine Verwurzelung verschließt ca. 85 % der Leitung am Übergang von Betonrohr auf vermutlich KG 150 (oranges Rohr). Mit etwas Geschick geht es dann aber weiter, die Leitung knickt mit 2 Bögen um ca. 45 ° Richtung Osten ab und zeigt keine weiteren Verengungen. Nach ca. 10 m kommt eine weitere Revisionsöffnung. Wir springen aus dem Wagen und gehen mit der Wünschelrute auf die Suche nach dem Kamerakopf. Es gibt also noch einen weiteren Revisionsschacht an der Ostgrenze unseres Grundstücks. Das dürfte der Übergangspunkt zum öffentlichen Netz sein. Das ist sehr erfreulich, dieser Teil scheint den technischen Vorgaben zu genügen. Um komplett regelkonform zu werden muss also nur S1 ausgetauscht oder entfernt werden.

Wir bitten um Weiterfahrt. Es folgen einige weitere Bögen und es geht schnell mit steigendem Gefälle nach unten, vermutlich in Richtung Hauptkanal. Dieser Teil sieht auch einwandfrei aus. Wir brechen die Fahrt ab.

Kurz vor 12:00 ist das Team der Fachfirma wieder verschwunden und wir halten den offiziellen Prüfbericht in Händen !

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